piwik no script img

Mehr ist nicht drin

In puncto Meisterschaft hilft das 1:1 zwischen Schalke 04 und Werder Bremen keinem der beiden Teams weiter

GELSENKIRCHEN taz ■ Vor dem Spiel Schalke 04 gegen Werder Bremen wurden alle Register gezogen, um die sich in vorzeitiger Winterstarre befindlichen Bayernjäger doch noch aus ihrer Lethargie zu erwecken. Schalke-Trainer Frank Neubarth, berichtete die Syker Kreiszeitung (!), soll im Streit von Werder geschieden sein, „da Vizepräsident und Co-Trainer ihn nicht zu Zuge kommen ließen“. Alles hoffte auf eine hitzige Partie, mit hochkochenden Emotionen, an deren Ende sich eine der beiden Mannschaften auf die Verfolgung des Spitzenreiters Bayern machen sollte. Heraus kam ein taktisch hochinteressantes Spiel, in dem sich beide Teams im Mittelfeld neutralisierten und nur 2 von 3 möglichen Punkten vergeben wurden. Über das 1:1-Unentschieden in der Arena AufSchalke konnten sich letztlich vor allem die Bayern aus München freuen, die mit 8 Punkten Vorsprung auf Dortmund und Bremen nächste Woche den FC Schalke 04 erwarten. Angst werden sie kaum haben. Frank Neubarth verkündete nach dem Spiel, man wolle in München noch einen Punkt holen. „Mehr ist momentan nicht drin.“

Das vermeintliche Spitzenspiel versprach nur in den ersten 8 Minuten mehr, als es schließlich halten konnte. Als Ebbe Sand den frühen Bremer Führungstreffer durch Markus Daun im Gegenzug gekontert hatte, wurde schnell klar, was an diesem Samstagnachmittag im Vordergrund stehen sollte: das Verwalten des Unentschiedens, mit der ganz stillen Hoffnung im Hinterkopf, vielleicht doch noch irgendwie einen Fehler des Gegners ausnutzen zu können. Emile Mpenza auf Schalker Seite und kurz vor Schluss der eingewechselte Bremer Angelos Charisteas hatten die Chancen zum Sieg, nutzten sie aber gerechterweise nicht.

Die Interessenlage und somit auch die Erwartungen der breiten Öffentlichkeit und der direkt Betroffenen sind dabei als durchaus antagonistisch zu beschreiben. Schalke-Trainer Frank Neubarth gefiel trotz des vierten sieglosen Heimspiels in Folge, dass man gegen eine Spitzenmannschaft über weite Teile das Spiel bestimmt habe: „Das war eine klare Leistungssteigerung gegenüber den letzten Wochen.“ Und Werder-Sportdirektor Klaus Allofs zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Mit unserer Mannschaft auf einem 3. Platz zu stehen, ist mehr, als mit Bayern Meister zu werden.“ Realistische Einschätzungen, aber welcher Fußballfan will die schon hören? Die Pfiffe des Publikums nach Spielende galten beiden Mannschaften.

Die Schalker konnten immerhin an die zuletzt auswärts gezeigten Leistungen anknüpfen und ließen zwischen der 4. und 86. Minute keine Torchance zu. Und Andi Möller spielte, wie schon öfters in den letzten Wochen seiner letzten Saison, eine mehr als überzeugende erste Halbzeit. Höhepunkt war der wunderschöne Pass auf Gerald Asamoah, dessen Vorlage zum Ausgleich nur noch Formsache war. Leider taten die Bremer den Schalkern daraufhin nicht den Gefallen aufzurücken, so wie es Heimmannschaften zu tun pflegen, da sie ja eben auswärts spielten.

Werder Bremen liegt nach dem Unentschieden auf Champions-League-Platz 3, punktgleich mit dem BVB, Schalke konnte seinen 4. Rang verteidigen. Die Augen der Gelsenkirchener sind kurzfristig auf kommenden Dienstag gerichtet, wo es gegen Wisla Krakau gilt, mit letzter Kraft das Viertelfinale des Uefa-Cups zu erreichen. Mittelfristig hoffen sie auf Schalke darauf, in der Rückrunde mit Hilfe der dann wieder genesenen Spieler – Nico van Kerkhoven gab am Samstag ein viel versprechendes 20-minütiges Comeback – den Kampf um die Champions-League-Plätze aufzunehmen. „Unser Kader ist momentan zu dünn, aber mit Hilfe von Varela, Agali und Waldoch können wir wieder angreifen“, glaubt Noch-Kapitän Ebbe Sand.

Am 33. Spieltag treffen sich beide Mannschaften wieder. Dann wird es für sie – so viel scheint jetzt schon klar – nur noch um die Plätze 2 oder 3 gehen. Die Verteilungskämpfe hinter den Bayern haben am vorletzten Spieltag der Hinrunde endgültig begonnen – ein Zustand, an den man sich für die restlichen 18 Spieltage gewöhnen sollte. HOLGER PAULER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen